Strahlentherapie bei Prostatakrebs

Prostatakrebs ist eine häufige, bösartige Erkrankung der männlichen Vorsteherdrüse. Betroffen sind meist ältere Männer ab 70 Jahren; jüngere Männer sind selten betroffen. Prostatakrebs führt aufgrund der Häufigkeit zu vielen krebsbedingten Todesfällen – circa einer von zehn erkrankten Männern erliegt seiner Krebserkrankung.

Prostatakrebs kann sich einerseits über die Prostata hinaus ins umliegende Gewebe oder über die nahegelegenen Lymphbahnen ausbreiten. Zudem können Krebszellen über das Blut andere Organe erreichen, meistens die Knochen.
Je nachdem, wie weit sich die Erkrankung ausgebreitet hat, sprechen Ärzte von lokal begrenztem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs. Je nach Stadium kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden infrage.

Wann kommt die Strahlentherapie zum Einsatz?

Wenn Sie an lokal begrenztem oder lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs leiden, stehen Ihnen sowohl die Strahlentherapie als auch die Operation zur Verfügung. Beide Methoden bieten ähnliche Heilungschancen, unterscheiden sich jedoch in Bezug auf mögliche Nebenwirkungen.

Unsere Praxis ist auf die perkutane Strahlentherapie spezialisiert. Dabei richten wir hochenergetische Strahlen gezielt von außen durch Ihre Haut auf die Prostata. Die Wirkung entfaltet sich erst in der Tiefe, sodass Krebszellen effektiv zerstört werden, gesundes Gewebe aber weitgehend geschont bleibt. Im Gegensatz zur Operation bleibt Ihre Prostata dabei erhalten. Die Behandlung erfolgt ambulant, täglich von Montag bis Freitag, über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen. Eine Sitzung dauert nur etwa zehn Minuten, die reine Bestrahlungszeit beträgt lediglich wenige Minuten.
Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs kombinieren wir die perkutane Strahlentherapie in der Regel mit einer hormonellen Therapie über mindestens 24 bis idealerweise 36 Monate.

Wenn der Krebs bereits in andere Körperregionen gestreut hat, setzen wir die Strahlentherapie gezielt zur Linderung von Beschwerden und zur Kontrolle des Tumorwachstums ein. Insbesondere bei Knochenmetastasen kann die Bestrahlung Schmerzen reduzieren und die Stabilität der betroffenen Knochen verbessern. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Bestrahlung des Primärtumors bei Vorliegen weniger Metastasen (sogenannte Oligometastasierung) die Notwendigkeit einer Chemotherapie hinauszögern kann.

Vor- und Nachteile der Strahlentherapie

Vorteile der Strahlentherapie:

  • Sie benötigen keinen operativen Eingriff, somit fallen Risiken wie Blutungen oder Wundinfektionen weg.
  • Die Behandlung erfolgt ambulant, und Sie können danach direkt in Ihren Alltag zurückkehren.
  • Probleme mit der Kontinenz treten praktisch nicht auf.
  • Ihre Potenz bleibt häufiger erhalten als nach einer Operation.
  • Lymphödeme (Wasseransammlungen) treten im Vergleich zur Operation seltener auf.

Nachteile der Strahlentherapie:

  • Die Strahlentherapie ist nicht nach wenigen Tagen abgeschlossen, sondern dauert insgesamt sechs bis neun Wochen mit täglichen Bestrahlungen von Montag bis Freitag. Besonders für Patienten, die eine weite Anreise haben oder gesundheitlich eingeschränkt sind, kann dies belastend sein.
  • Verzögerte Nebenwirkungen wie Blutungen aus Blase oder Darm treten bei etwa drei bis fünf Prozent der Patienten auf. Diese Beschwerden bilden sich meist von allein zurück, können jedoch belastend sein.

Für welche Männer mit Prostatakrebs eignet sich eine Strahlentherapie besonders?

Bei älteren Männern mit mehreren Begleiterkrankungen und höherem Operationsrisiko kann eine Strahlentherapie die günstigere Option sein. Für jüngere Patienten mit längerer Lebenserwartung ist hingegen eine Operation häufig vorteilhafter. Letztlich sollten alle Faktoren individuell abgewogen werden, um die optimale Therapie zu finden.

So bereiten Sie sich optimal auf die Strahlentherapie vor

Eine sorgfältige Vorbereitung trägt entscheidend dazu bei, mögliche Nebenwirkungen zu reduzieren. Besonderen Wert legen wir dabei auf Ihre Ernährung und eine gleichmäßige Blasenfüllung. Bereits einige Tage vor der Planungsuntersuchung (Planungs-CT) und während der gesamten Therapiezeit sollten Sie auf blähende Speisen und Getränke (z. B. Bohnen, Zwiebeln, Rohkost oder Bier) verzichten. Vor jeder Bestrahlung trinken Sie eine festgelegte Menge Flüssigkeit, damit Ihre Blase gut gefüllt ist. Unsere medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRAs) erklären Ihnen genau, worauf Sie achten müssen.

Strahlentherapie ein Präzisionsverfahren

Vor Beginn der Bestrahlung führen wir eine spezielle Computertomographie (CT), das sogenannten Planungs-CT, durch. Während dieser Untersuchung liegen Sie in der Position, die Sie später bei der Behandlung einnehmen werden. Hierbei ist Ihr Enddarm möglichst leer und Ihre Blase gut gefüllt.
Zum Abschluss der CT-Untersuchung zeichnen unsere MTRAs Hautmarkierungen an, die uns ermöglichen Sie während der gesamten Therapiedauer exakt zu positionieren. Die Markierungen überkleben wir mit transparenten Pflastern. Sie können weiterhin Duschen. Falls eine Markierung verblasst oder ein Pflaster sich löst, erneuern unsere MTRAs diese.

Das Planungs-CT liefert präzise anatomische Daten, die uns ermöglichen, ein exaktes 3D-Modell des zu behandelnden Körperbereichs zu erstellen. Anhand des 3D-Modells erstellen wir einen auf Ihren Körper maßgeschneiderten individuellen Behandlungsplan, den sogenannten Bestrahlungsplan.

Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin bestimmt, wie viele Sitzungen nötig sind und welche Strahlungsintensität verwendet wird. Des Weiteren legt er bzw. sie das Behandlungsgebiet und die zu schützenden umliegenden Organe und Gewebe millimetergenau fest.
Ein Medizinphysik-Experte/Expertin plant anschließend die technische Umsetzung, berechnet die genaue Strahlendosis, die optimalen Einstrahlwinkel und die Strahlenverteilung. So stellen wir sicher, dass das Zielgebiet effektiv behandelt wird und gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird.

Wie läuft eine Bestrahlung bei Prostatakrebs ab?

Die perkutane Bestrahlung erfolgt mit den modernsten Geräten der Firma Varian, die Strahlen aus verschiedenen Richtungen gezielt auf den Prostata- und Samenblasenbereich und ggf. auf die angrenzenden Lymphabflussgebiete richtet. Das umliegende gesunde Gewebe wird geschont.
Bei der ersten Bestrahlung, der sogenannten Ersteinstellung, übertragen wir Ihren persönlichen Bestrahlungsplan auf Ihren Körper. Sie nehmen auf einem Behandlungstisch in einem angenehm beleuchteten Raum Platz und werden anhand der zuvor eingezeichneten Markierungen exakt positioniert. Mit modernen Bildverfahren (Röntgen und CT) überprüfen wir Ihre Position, Ihre Blasen- und Enddarmfüllung genau. Wenn nötig, korrigiert der Behandlungstisch Ihre Lage millimetergenau. Sobald Ihr Arzt bzw. ihre Ärztin die Position freigegeben hat, beginnt die Behandlung.
Während der Behandlung bleiben Sie ruhig liegen, während der Bestrahlungskopf sich um Sie herum bewegt. Sie spüren und sehen den Behandlungsstrahl nicht. Bei Bedarf können Sie jederzeit über Monitore und Mikrofone mit uns Kontakt aufnehmen. Die Sitzung dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten, wobei die eigentliche Bestrahlung meist nur wenige Minuten in Anspruch nimmt.

Die weiteren Bestrahlungen führen unsere MTRAs selbstständig durch, und unsere Ärzte bzw. Ärztinnen überprüfen regelmäßig Kontrollaufnahmen.
Ihre Termine erhalten Sie stets eine Woche im Voraus. Wenn Sie spezielle Terminwünsche haben, informieren Sie unsere MTRAs bitte frühzeitig. Falls Sie einmal verhindert sind, teilen Sie uns dies bitte rechtzeitig mit, um Behandlungsunterbrechungen zu vermeiden.

Ärztliche Betreuung während der Strahlentherapie

Alle ein bis zwei Wochen sprechen Sie während der Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. behandelnden Ärztin. Er bzw. sie kontrolliert, wie Sie die Behandlung vertragen und ob Nebenwirkungen auftreten. Unterstützende Maßnahmen können bei Bedarf eingeleitet werden. Diese Gespräche bieten Ihnen die Gelegenheit, Fragen und Anliegen direkt zu besprechen. Bei dringenden Anliegen können Sie auch abseits der wöchentlichen Kontrollen einen ärztlichen Mitarbeiter kontaktieren.

Ihr letzter Behandlungstag

Am letzten Behandlungstag findet ein Abschlussgespräch statt. Der behandelnde Arzt bzw. behandelnde Ärztin beurteilt Ihren Therapieverlauf, eventuelle Nebenwirkungen und gibt Hinweise für Ihr Verhalten und die Pflege nach der Therapie. Gemeinsam vereinbaren Sie den Termin für Ihre erste Nachsorgeuntersuchung. Hier überprüft der Arzt bzw. die Ärztin den Erfolg der Behandlung und das Abklingen möglicher Nebenwirkungen. Abschließend erstellt der Arzt bzw. die Ärztin einen ausführlichen Arztbericht für Sie und Ihre weiterbehandelnden Ärzte bzw. weiterbehandelnde Ärztin.

Mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Unsere Strahlentherapie arbeitet präzise und schonend. Dennoch kann es zu Nebenwirkungen wie vermehrtem Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, häufiger auftretendem Stuhldrang oder Durchfällen kommen. Diese Beschwerden klingen meist innerhalb weniger Wochen nach Abschluss der Behandlung wieder ab. In seltenen Fällen können sie länger anhalten.
Spätnebenwirkungen können erst Monate oder sogar Jahre später auftreten. Hierzu gehören Blutungen aus dem Darm (in bis zu fünf Prozent der Fälle) oder der Blase (in bis zu drei Prozent der Fälle). Diese Spätnebenwirkungen sind belastend, lassen sich jedoch gut behandeln.
Bereits bestehende Kontinenzprobleme könnten sich verschlechtern und langfristig kann es zu einem Nachlassen der erektilen Funktion kommen.

Was ist noch zu beachten?

  • Nach Abschluss Ihrer Strahlentherapie haben Sie die Möglichkeit, eine Anschlussheilbehandlung (vergleichbar mit einer Kur) in Anspruch zu nehmen. Diese dient der Förderung Ihrer Genesung und sollte idealerweise frühzeitig, spätestens jedoch bis zum letzten Bestrahlungstag, organisiert werden. Die Anschlussheilbehandlung muss innerhalb weniger Wochen nach Therapieende erfolgen.
  • Ihre Krankenkasse erstattet in der Regel die Fahrtkosten zu den einzelnen Behandlungssitzungen.

Wir unterstützen Sie gerne bei der Antragstellung und stehen gerne beratend zur Seite.

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