Brustkrebs zählt zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen. Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Neben Operation und medikamentöser Therapie nimmt die Strahlentherapie eine zentrale Rolle in Ihrer Behandlung ein. Mit hochenergetischer Röntgenstrahlung zerstören wir gezielt mögliche verbliebene Tumorzellen im Brustgewebe und, falls notwendig, auch in den angrenzenden Lymphbahnen.
Wann kommt die Strahlentherapie zum Einsatz?
- Nach einer brusterhaltenden Operation erhalten Sie standardmäßig eine Strahlentherapie, um das Risiko eines lokalen Rückfalls deutlich zu senken.
- Wurde bei Ihnen eine Mastektomie durchgeführt, empfehlen wir die Bestrahlung meist nur bei erhöhtem Rückfallrisiko.
- Die Teilbrustbestrahlung bieten wir Patientinnen höheren Alters mit geringem Rückfallrisiko nach individueller Beratung an.
- Wenn eine Operation nicht möglich ist oder Sie diese ablehnen, behandeln wir den Tumor ausschließlich mit einer primären Strahlentherapie.
Wann beginnt die Strahlentherapie und wie lange dauert sie?
Ihre Bestrahlung beginnt etwa vier bis acht Wochen nach der Operation, sobald Ihre Wunden gut verheilt sind. Wenn Sie zusätzlich eine Chemotherapie erhalten, beginnen wir mit der Strahlentherapie danach, um Nebenwirkungen zu verringern. Andere begleitende Therapien wie Hormon- oder Antikörpertherapien können parallel erfolgen.
Die gesamte Behandlung dauert meist drei bis fünf Wochen, wobei Sie an mehreren Tagen pro Woche (in der Regel einmal täglich von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und ca. 18:00 Uhr) bestrahlt werden. Wenn wir zusätzlich den ehemaligen Tumorbereich behandeln (sogenannte Boost-Bestrahlung), verlängert sich Ihre Therapie um etwa ein bis zwei Wochen. Diese Zusatzbehandlung empfehlen wir vor allem jüngeren Patientinnen oder Frauen mit erhöhtem Rückfallrisiko.
Strahlentherapie, ein Präzisionsverfahren
Vor Beginn der Strahlentherapie erhalten Sie eine spezielle Computertomographie (CT), das sogenannte Planungs-CT. Während dieser Untersuchung liegen Sie in der Position, in der Sie später behandelt werden. Zum Abschluss der CT-Untersuchung zeichnen wir Hautmarkierungen an, die eine exakte Positionierung während der gesamten Therapiedauer gewährleisten.
Das Planungs-CT liefert präzise anatomische Daten, die uns ermöglichen, ein exaktes 3D-Modell des zu behandelnden Körperbereichs zu erstellen. Anhand des 3D-Modells erstellen wir einen auf Ihren Körper maßgeschneiderten individuellen Behandlungsplan, den sogenannten Bestrahlungsplan.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin bestimmt, wie viele Sitzungen nötig sind und welche Strahlungsintensität verwendet wird. Des Weiteren legt er bzw. sie das Behandlungsgebiet und die zu schützenden umliegenden Organe und Gewebe millimetergenau fest.
Ein Medizinphysik-Experte/Expertin plant anschließend die technische Umsetzung, berechnet die genaue Strahlendosis, die optimalen Einstrahlwinkel und die Strahlenverteilung. So stellen wir sicher, dass das Zielgebiet effektiv behandelt wird und gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird.
Bestrahlung in Atemanhaltetechnik
Ein spezielles Verfahren ist die Bestrahlung in Atemanhaltetechnik, der sogenannten DIBH-Technik (Deep Inspiration Breath Hold). Durch diese Technik können wir den Abstand zwischen Herz und Bestrahlungsbereich vergrößern und so das Herz optimal schonen. Dieses Verfahren wenden wir standardmäßig bei linksseitigem Brustkrebs an.
Wie läuft Ihre Bestrahlung ab?
Bei der ersten Bestrahlung, der sogenannten Ersteinstellung, übertragen wir Ihren persönlichen Bestrahlungsplan auf Ihren Körper. Dabei sind ein Arzt bzw. eine Ärztin, eine MTRA und ein Medizinphysik-Experte anwesend. Sie nehmen auf einem Behandlungstisch in einem angenehm beleuchteten Raum Platz und werden anhand der zuvor eingezeichneten Markierungen exakt positioniert. Mit modernen Bildverfahren (Röntgen und CT) überprüfen wir Ihre Position genau. Wenn nötig, korrigiert der Behandlungstisch Ihre Lage millimetergenau, bevor die Behandlung beginnt.
Während der Behandlung bleiben Sie ruhig liegen, während der Bestrahlungskopf sich um Sie herum bewegt. Die Strahlen werden aus verschiedenen Richtungen gezielt auf die Brust und ggf. anliegenden Lymphabflussgebiete gerichtet. Sie spüren und sehen den Behandlungsstrahl nicht. Bei Bedarf können Sie jederzeit über Monitore und Mikrofone mit uns Kontakt aufnehmen. Die Sitzung dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten, wobei die eigentliche Bestrahlung meist nur wenige Minuten in Anspruch nimmt.
Die weiteren Bestrahlungen führen unsere MTRAs selbständig durch, und unsere Ärzte bzw. Ärztinnen überprüfen regelmäßig Kontrollaufnahmen.
Ihre Termine erhalten Sie stets eine Woche im Voraus. Wenn Sie spezielle Terminwünsche haben, informieren Sie unsere MTRAs bitte frühzeitig. Falls Sie einmal verhindert sind, teilen Sie uns dies bitte rechtzeitig mit, um Behandlungsunterbrechungen zu vermeiden.
Ärztliche Betreuung während der Strahlentherapie
Alle ein bis zwei Wochen sprechen Sie während der Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. behandelnden Ärztin. Er bzw. sie kontrolliert, wie Sie die Behandlung vertragen und ob Nebenwirkungen auftreten. Unterstützende Maßnahmen wie Schmerztherapie, Hautpflege oder Ernährungsberatung können bei Bedarf erfolgen/angepasst werden. Diese Gespräche bieten Ihnen die Gelegenheit, Fragen und Anliegen direkt zu besprechen. Bei dringenden Anliegen können Sie auch abseits der wöchentlichen Kontrollen einen ärztlichen Mitarbeiter kontaktieren.
Ihr letzter Behandlungstag
Am letzten Behandlungstag findet ein Abschlussgespräch statt. Der behandelnde Arzt bzw. behandelnde Ärztin beurteilt ihren Therapieverlauf, eventuelle Nebenwirkungen und gibt Hinweise für Ihr Verhalten und die Pflege nach der Therapie. Gemeinsam vereinbaren Sie den Termin für Ihre erste Nachsorgeuntersuchung. Hier überprüft der Arzt bzw. die Ärztin den Erfolg der Behandlung und das Abklingen möglicher Nebenwirkungen. Abschließend erstellt der Arzt bzw. die Ärztin einen ausführlichen Arztbericht für Sie und Ihre weiterbehandelnden Ärzte bzw. weiterbehandelnde Ärztin
Nebenwirkungen und Hautpflege
Unsere Strahlentherapie arbeitet präzise und schonend. Dennoch kann es zu Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Rötungen oder Schwellungen im behandelten Bereich kommen. Diese Beschwerden klingen meist innerhalb weniger Wochen nach Abschluss der Behandlung wieder ab.
Vermeiden Sie zusätzliche Hautreizungen durch Druck, Reibung, Wärme oder direkte Sonneneinstrahlung. Verwenden Sie im Behandlungsbereich keine Seifen, Deos, Parfums oder Salben. Sie können vorsichtig mit lauwarmem Wasser duschen, tupfen Sie Ihre Haut danach sanft trocken. Verwenden Sie Cremes nur nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer behandelnden Ärztin.
Was ist noch zu beachten?
- Nach Abschluss Ihrer Strahlentherapie haben Sie die Möglichkeit, eine Anschlussheilbehandlung (vergleichbar mit einer Kur) in Anspruch zu nehmen. Diese dient der Förderung Ihrer Genesung und sollte idealerweise frühzeitig, spätestens jedoch bis zum letzten Bestrahlungstag, organisiert werden. Die Anschlussheilbehandlung muss innerhalb weniger Wochen nach Therapieende erfolgen.
- Ihre Krankenkasse erstattet in der Regel die Fahrtkosten zu den einzelnen Behandlungssitzungen.
Wir unterstützen Sie gerne bei der Antragstellung und stehen gerne beratend zur Seite.